Joana vogdt
Joana Vogdt perfektionierte ihr Können in Produktion an der Filmakademie Baden-Württemberg und der renommierten Filmhochschule La Femis in Paris, wo sie das Ateliers Ludwigsburg Paris Programm erfolgreich absolvierte. Im Anschluss an ihr Studium ermöglichte ihr ein Stipendium einen einjährigen Aufenthalt in New York.
Dort wirkte sie für Engel Entertainment an diversen Dokumentarfilmprojekten mit, darunter "A WALK TO BEAUTIFUL", welcher mit einem Emmy ausgezeichnet wurde. Nach ihrer Rückkehr nach Berlin assistierte sie als Regieassistentin unter anderem Wim Wenders und begleitete als Produktionsassistentin bei Pallas Film und Twenty Twenty Vision Filmproduktion mehr als ein Dutzend Kinofilme.
In der Folge etablierte sie sich als freie Producerin und Dramaturgin, beispielsweise für den Kinodokumentarfilm "DRAGAN WENDE – WEST BERLIN", der mit dem Max-Ophüls-Preis prämiert wurde. Derzeit fokussiert sich Joana Vogdt primär auf ihre Tätigkeit als Autorin und Regisseurin für dokumentarische Filme und Formate für ARTE, ZDF und SWR, aber auch für Museen und kulturelle Einrichtungen.
"FLIESSENDE GRENZE" (unterstützt durch BKM und Filmwerkstatt Kiel) und "NACHTBESUCH" (gefördert durch Filmbüro Bremen und Nordmedia) stellen ihre ersten fiktionalen Werke als Regisseurin und Autorin dar. Im Jahr 2018 erhielt sie ein Stipendium der DrehbuchWerkstatt der HFF München. (© CV: Joana Vogdt)
Über das geförderte Projekt:
Eine junge Frau mit einem Backpacker-Rucksack, verschmiertem Make-up und Tränen in den Augen, steht am frühen Morgen zitternd vor einem Haus in Bremen.
Was ist ihr widerfahren?
Der Kurzfilm "Nachtbesuch" beleuchtet die Geschehnisse der vergangenen Nacht und wirft ein Schlaglicht auf eine Grauzone der sexuellen Nötigung. Die Autorin Joana Vogdt äußert sich in ihrem Autoren-Statement wie folgt:
"Mit dem Film 'NACHTBESUCH' möchte ich eine Diskussion darüber initiieren, wie sexuelle Nötigung definiert wird.
Unabhängig von den Graubereichen, die in diesem Kontext existieren, soll der Film die Sensibilität dafür schärfen, welche Auswirkungen 'nicht einvernehmlicher Sex' auf die Psyche der betroffenen Person haben kann. Das Drehbuch basiert auf persönlichen Gesprächen mit verschiedenen Frauen sowie auf eigenen Erfahrungen.
Einer Studie des Bundesministeriums zufolge wird jede siebte Frau in Deutschland im Laufe ihres Lebens Opfer von Vergewaltigung oder sexueller Nötigung. Die Dunkelziffer der nicht gemeldeten Vorfälle ist dabei nicht berücksichtigt. Die meisten Übergriffe ereignen sich nicht, wie oft angenommen, als Überfall von Fremden auf der Straße, sondern in 77 % der Fälle durch Partner, Freunde oder Bekannte.
'NACHTBESUCH' begleitet Lena, die ihren Anschlussflug nach Mexiko verpasst hat und in Bremen bei ihrem Ex-Freund Unterschlupf findet. Es sind nicht abgelegene Gassen in Südamerika, sondern die WG eines vertrauten Menschen, in der der Übergriff stattfindet. In der Nacht, die mein Film erzählt, wird Martin, der Mitbewohner von Lenas Ex-Freund, zum Täter.
Dabei ist es nicht das Ziel des Films, Martin als Täter zu stigmatisieren. Sein Charakter entspricht weder dem Bild eines typischen Schürzenjägers noch dem eines rücksichtslosen und empathielosen Menschen. Bei Gesprächen über das Drehbuch mit Freunden gab es einige, die Martins Handlungen bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen konnten und sie als ein 'Missverständnis' interpretierten.
Gleichzeitig betonten sie, dass 'nicht einvernehmlicher Sex' in keinem Fall zu rechtfertigen sei. Gerade in der Positionierung zu diesem Thema gibt es Widersprüche und Grauzonen.
Gerade deshalb erachte ich es als äußerst wichtig, eine Auseinandersetzung mit diesem Thema sowohl bei Frauen als auch bei Männern anzustoßen, um das Bewusstsein für persönliche Grenzen zu stärken.
In den seltensten Fällen werden sexuelle Übergriffe angezeigt oder von den betroffenen Frauen selbst angesprochen. Gründe hierfür sind Scham, die Angst, übertrieben zu reagieren oder unnötig Ärger zu verursachen, sowie Unsicherheit hinsichtlich der Eindeutigkeit der Umstände. Bezüglich des Ausgangs von 'NACHTBESUCH' habe ich lange darüber nachgedacht, ob die Protagonistin Lena, wie die Mehrheit der Betroffenen, ihren Weg ohne ein Wort fortsetzt oder ob sie den sexuellen Übergriff zur Sprache bringt.
Ich habe mich für ein offenes Ende entschieden, das jedoch andeutet, dass die Protagonistin sich für den zweiten Weg entscheiden wird. Im Gegensatz zu Frauen in vielen anderen Ländern dieser Welt hat Lena Rechte und eine Stimme, die sie erheben kann – auch wenn dies viel Mut und Überwindung erfordert."
Es ist geplant, "NACHTBESUCH" auf nationalen und internationalen Filmfestivals zu präsentieren, insbesondere auf der BERLINALE und dem FILMFESTIVAL MAX-OPHÜLS-PREIS.
Darüber hinaus beabsichtigt INTERFILM, den Film weltweit zu vertreiben und zu verleihen, sowie ihn als Lehrmaterial im schulischen Bereich anzubieten.